Krankheits-Lotterie

Zivilisationskrankheiten gelten nicht nur als unheilbar, sondern vor allem als unabwendbar, d.h. sie kommen automatisch. Was ich vornehmlich im Medizinstudium gelernt habe ist, dass wir in einer modernen Zivilisation leben und mit den vielen verschiedenen Zivilisationskrankeiten Lotterie spielen. Die Lotterie schaut so aus, dass wir nicht die Möglichkeit haben, zwischen verschiedenen Übeln frei zu wählen – quasi teilt einem die kosmische Lotterie (z.B. der Arzt bei der Diagnose) diese oder jene Zivilisationskrankheit zu: Person A wird an Herzinfarkt, B an Schlaganfall sterben, C hat Krebs und Person D bekommt Alzheimer usw. So bekommt jeder seine besondere Zivilisationskrankheit, die gar nicht so besonders ist, weil im Prinzip die zehn, zwölf Krankheiten 99 % aller Todesfälle ausmachen.

[Dr. Michael Nehls in „Die Wurzel“ Nr. 4/24]250210

 

Der Lebensstil-Faktor macht fast 100 % aus!

…. Später habe ich dann schon vermutet, dass es eine Kombination aus Lebensstil und genetischer Prädisposition für bestimmt Krankheiten ist – so wie man praktisch für jedes Gen irgendeine Krankheit sucht. Aber was ich erst durch meine Lebenserfahrung feststellen musste, war, dass der Lebensstil der entscheidende Faktor ist. Da streiten sich die Leute drüber. Früher hieß es, vielleicht macht der Lebensstil 10 % bei Alzheimer aus, plötzlich waren es 20 %, dann auf einmal 50 %. Vor kurzem habe ich in einer Studie gelesen, dass es 60 % wären. Aber ich weiß gar nicht, wo diese 60 % herkommen, da man sich in dieser Studie nur 5 Lebensstilfaktoren angesehen hat – es gibt aber Dutzende. Und die Kombinatorik, der systemische Ansatz ist vollkommen ignoriert worden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Lebensstilfaktor fast 100 % ausmacht. „Fast“ sage ich deswegen, weil es natürlich schwer ist, einen gesunden Lebensstil in einer ungesunden Umwelt aufrechtzuerhalten. ……..

[Dr. Michael Nehls in „Die Wurzel“ Nr. 4/24]

Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.

Die moderne Lebensweise kann Untätigkeit fördern – im Sinne eines deutlichen Mangels an körperlicher Bewegung. Lange Sitzzeiten im Büro, wenig Bewegung im Alltag und eine Freizeitgestaltung, die häufig von digitalen Medien geprägt ist, führen zu einem Bewegungsmangel, der langfristig die Gesundheit schwächt. Rückenschmerzen, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige der möglichen Folgen. Doch auch psychische Belastungen wie Stress und depressive Verstimmungen werden durch Inaktivität begünstigt. Ein aktiver Lebensstil ist daher essenziell, um Körper und Geist gesund zu halten. Prof. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, betont, dass etwa 91 % des Alterungsprozesses durch individuelle Lebensgewohnheiten beeinflusst werden können, während genetische Faktoren nur eine untergeordnete Rolle spielen. Michalsen unterstreicht die Bedeutung einer gesunden Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Fastenpraktiken für ein gesundes Altern. Er betont, dass ungesunde Lebensgewohnheiten oft innerhalb von Familien weitergegeben werden, was zu der fälschlichen Annahme führen kann, dass genetische Faktoren eine größere Rolle spielen als es tatsächlich der Fall ist. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass jeder Einzelne durch bewusste Lebensstilentscheidungen maßgeblich zu seiner Gesundheit und Langlebigkeit beitragen kann.

[Kneipp-Journal März 2025]